Farb- & Stilberatung
Kerstin Zimmer
Aus dem Nähkästchen - Kerstin Zimmer

Aus dem Nähkästchen | 01.05.2020

100 Fragen an meinen Kleiderschrank
Teil 9: Alltagsschön

Eines meiner Lieblingsworte, besonders in puncto Kleidung. Weil wir uns jeden Morgen aufs Neue anziehen. Weil wir viel mehr Alltag als besondere Gelegenheiten haben.
Alltagsschön bedeutet für mich: ich mach's mir heute schön. Ich mach mich heute schön. Ich warte nicht auf irgendwann.

Auf die passende Gelegenheit, nur für gut, aufs Neue Jahr, wenn die Kinder groß sind, wenn ich Geld habe, wenn mein Hüftgold geschmolzen ist. Ich verschiebe das schöne Kleiden nicht auf morgen, ich fange heute damit an. Quer durch alle Lebensbereiche.

In den letzten Wochen haben wir erlebt, wie zerbrechlich das Morgen ist.

Einige haben mir erzählt, was in ihrer Zuhausezeit auf einmal wichtig war:
Für die eine war es der Spritzer Parfum, der im Homeoffice nur für sie duftete. Für die andere waren es die Kuschelsocken, ohne die gar nichts ging. Viele sind aktiv geworden, haben ordentlich ausgemistet, wollen weniger besitzen und bewusster einkaufen. Andere sind kreativ geworden, haben angefangen zu nähen, zu stricken, upzucyclen, was das Zeug hält.

Meine neuen Alltagslieblinge haben laut „Hallo – hier bin ich“ gerufen und aufs tägliche Ausführen gepocht: die farbenfrohen baumelnden Ohrringe aus dem Italienurlaub und die Wanderschuhe, die ich letztes Jahr skeptisch beäugt habe, ob wir wohl zusammenpassen und nun zu treuen Gefährten geworden sind.

Alltagsschön schenkt Geborgenheit, alltagsschön tröstet, alltagsschön zaubert Lächeln, alltagsschön macht stark. Kleidung wartet darauf, uns gut durch den Tag zu bringen. Uns bei unseren Aufgaben zu begleiten und zu unterstützten. Es gibt so viel Alltag, holen wir uns das kleine Glück ganz nah, verschieben wir es nicht.


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